Startschuss mit Spielzeugpistole - Bürgermeister Shaikh schickt Radprofi Degenkolb ins virtuelle Rennen

Auch der Radklassiker "Eschborn - Frankfurt", der jährlich am 1. Mai ausgetragen wird, musste sich der Corona-Krise beugen und abgesagt werden. Das ganze Rennen? Nein! Gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk hatte die Gesellschaft zur Förderung des Radsports die Veranstaltung kurzerhand von der Straße in die Wohnzimmer verlegt.

So wurden also vier Stunden lang die TV-Bilder vom Rennen aus dem vergangenen Jahr erneut ausgestrahlt - aber verknüpft mit einem aktuellen Kommentar und neuen Inhalten. Profis wie Vorjahressieger Pascal Ackermann fuhren in ihren eigenen vier Wänden auf Heimtrainern und wurden per Live-Übertragung in die Sendung eingebunden.

 

Dem Lokalmatador John Degenkolb kam dabei allerdings eine ganz besondere Rolle zu, denn er durfte - als Einziger - „in echt“ starten, am Originalschauplatz in Eschborn. Auf dem Parkplatz von XXXL Lutz wurde daher sogar der Startbogen aufgebaut, Werbeplakate waren gespannt, und das Fernsehteam des HR sorgte für das entsprechende „Live-Feeling“. Nur das normalerweise ja immer zahlreich anwesende begeisterte Publikum fehlte, denn um den Corona-Regeln Tribut zu zollen, war diese Aktion im Vorfeld streng geheim gehalten worden.

 

Eschborns Bürgermeister Adnan Shaikh hielt gemeinsam mit Nathanael Bank, Projektmanager Eschborn-Frankfurt, das Startbanner und schickte Degenkolb mit einem Schuss auf die Rundtour. Lachend gab er zu, dass er sich auf diese wichtige Tat schon seit seiner Wahl im Oktober gefreut hatte, doch dieses Jahr musste er sich mit einem zaghaften „Schüsschen“ aus der Spielzeugpistole von Degenkolbs kleinem Sohn zufriedengeben. Einen Nachholtermin des Renntags noch in diesem Jahr hält er allerdings für sehr unwahrscheinlich. „Zusammen mit ganz Eschborn freue ich mich darauf, wenn wir das nächste Mal dieses tolle Sportereignis mit seiner einzigartigen Vielseitigkeit wieder mit ausrichten können“, so Shaikh.

 

Degenkolb jedenfalls nahm die Strecke durch Frankfurt und den Taunus - inklusive des legendären Steilstücks „Mammolshainer Stich“ - gut gelaunt in Angriff und versprach augenzwinkernd Vollgas: "Ich habe ja gehört, dass Pascal Ackermann einen Sprintzug plant, daher wird es sicher super schwer." Zwar könne er derzeit fast normal trainieren, da er - im Gegensatz zu seinen Kollegen in Italien oder Frankreich - draußen fahren dürfe. Doch nicht normal sei, dass keiner wüsste, wofür genau sie überhaupt trainieren: "Richtig strukturiertes Training ist so fast unmöglich."

 

Für die Möglichkeit, ein solches Rennen virtuell auszutragen, ist er sehr dankbar, auch wenn er darin keinen Ersatz für "richtigen" Rennsport sieht: "Es gibt uns aber immerhin die Chance, gemeinsam zu fahren. Gerade auch als Team ist das momentan ja die einzige Möglichkeit, und so fahren wir seit einigen Wochen bereits digital. Ich finde das cool, vor allem, weil ich mit den Leuten viel kommunizieren kann. Und besser als gar kein Radsport ist es auf jeden Fall. Zudem ist es ein schöner Zeitvertreib für die Hobbyfahrerinnen und -fahrer, als Ansporn und Motivation, nicht ganz allein unterwegs sein zu müssen.“