Jahresausstellung der „Werkstatt 93“ im Museum

„Bitte nehmen Sie sich Zeit für die Suche nach Linien“, ermunterte Steffi Schönenbach von der „Werkstatt 93“. Erstmals zeigt die offene Künstlergruppe - ein vor fast 30 Jahren gegründeter Zusammenschluss kreativ tätiger Menschen aus Eschborn und Umgebung - ihre Kunstwerke im Museum.

Zwölf Künstlerinnen und Künstler haben sich in diesem Jahr beteiligt, und mehr Besucherinnen und Besucher sind zur Eröffnung auch nicht zugelassen. „Ein bisschen traurig ist es ja, aber gut, dass wir überhaupt noch zusammenkommen und eine solche Ausstellung präsentieren können“, spricht Bürgermeister Adnan Shaikh allen aus dem Herzen und lobt die dargebotene Vielfalt. Rund 30 Werke sind zu sehen, und dabei kamen die verschiedensten Techniken zum Einsatz: Filz- und Holzarbeiten, Fotografie, Grafik, Kalligrafie, Radierung sowie Zeichnen und Malerei, ob auf Seide, Leinwand oder Karton.

 

Jede Ausstellung der Werkstatt 93 steht unter einem speziellen Motto, das ein Jahr vorher durch einen demokratischen Abstimmungsprozess im Team festgelegt wird. Oft müssen bis zu 50 Vorschläge nach und nach eingedampft werden, bis ein Thema übrigbleibt. Gaben zum Beispiel Brücken, Wasser, Blau, Köpfe, Körper oder Bewegung in früheren Jahren die kreative Richtung vor, folgt die aktuelle Ausstellung dem Motto „Linien“.

 

Als sogenannter „Kopffüßler“, also der vereinfachten Darstellung eines Menschen, begegnet uns die Linie schon in frühesten Kinderzeichnungen, erläutert Schönenbach, „und auch unsere Schrift entsteht aus Linien. Diese sind mal dünn wie ein Faden, mal dicker, und sie begegnen uns gerade, gekrümmt, als Kreislinie, Parabel oder Sinuskurve.“ Der Unterschied zum Streifen sei fließend. „Nicht alle Linien sind über ihre ganze Länge gleich dick, und sie sind auch nicht immer scharf begrenzt. Mal sind sie malerisch, mal streng linear.“

 

So vielfältig, wie die Formen der Linien sind, sind auch die nun gezeigten Kunstwerke. In der Ausstellung werden Linien sowohl zum Bildgegenstand, wie in dem Emailbild von Diethelm Hanka und der Filzarbeit von Liubov Gavrish, aber auch als zeichnerische oder malerische Technik verwendet – so zum Beispiel im Augenbild von Gertrud Rist oder im Frauenkopfbild von Herbert Du Bois, das ganz und gar aus Linien dargestellt ist. „Reizvoll sind auch die Kalligraphien von Susanne Bischoff und Regina Witt-Daedlow sowie die fotografischen Arbeiten von Xavier Arnau Bofarull und Sabine Mönnig“, so Schönenbach. „Das Thema hat mich so fasziniert, dass ich einen Großteil meiner Ideen in einem Buch festgehalten habe.“

 

Nicht nur Shaikh ist erstaunt über das große Spektrum der Interpretation und Umsetzung dieses Mottos: „Diese Bandbreite verdient unseren Respekt und Hochachtung.“ Bemerkenswert sei auch, dass fast die Hälfte der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler – darunter du Bois, Mönnig, Rist und Schönenbach – bereits eine eigene Ausstellung im Museum hatten. „Dass Sie alle sich hier ehrenamtlich immer wieder so engagieren, damit ‚Kunst aus Eschborn für Eschborn‘ dargeboten werden kann, ist ganz großartig, gerade weil sie das in diesem Jahr unter erschwerten Bedingungen machen.“

 

Die meisten der präsentierten Kunstwerke sind - zu Preisen zwischen 50 und 350 Euro - käuflich zu erwerben. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Januar 2022 geöffnet, für Besucher gilt die 2G-Regel, der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten des Museums: Mittwoch und Samstag 15 - 18 Uhr, Sonntag 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung.