Probebetrieb für Jugendliche und Jugendhaus

Berufe-Parcours der städtischen Jugendarbeit für die Heinrich-von-Kleist-Schule

„Nicht zu romantisch“ sollte der Tisch werden, den Lena und Nikolina gedeckt haben, „daher haben wir ein weißes Tischtuch gewählt und keine roten Blütenblätter verteilt“. Für eine Trauerfeier soll es passen, daher gibt es schwarze Kerzen und nur eine einzelne Blume. Für vier Personen und ein Drei-Gang-Menü sollte komplett eingedeckt werden, so eine der Aufgaben an der Station „Gastronomie“. Darüber hinaus wurde im Getränkelager eine Inventur gemacht, um eine Nachbestellung zu berechnen, und in der Küche sollte Gemüse geschnippelt und ein Quark-Kräuter-Dip zubereitet und angerichtet werden.

 

Vier Tage lang bot die Jugendarbeit der Stadt Eschborn wieder einen Berufe-Parcours für die Schülerinnen und Schüler der Heinrich-von-Kleist-Schule an, diesmal im nagelneuen Kinder- und Jugendhaus am Dörnweg. Jeweils einen Vormittag lang durchlaufen insgesamt rund 90 Mädchen und Jungen der 7. Klassen – drei Real- und eine Hauptschulklasse – in kleinen Gruppen vier Stationen, die jeweils bestimmte Berufszweige abbilden. Die dort gestellten Aufgaben müssen innerhalb einer Stunde erledigt werden. Begleitet werden die Jugendlichen vom Team der Kinder- und Jugendarbeit sowie Auszubildenden aus den jeweiligen Berufszweigen, so dass sie die Möglichkeit haben, in den Reflexionsphasen am Ende der einzelnen Stationen auch schon konkrete Fragen zur Ausbildung oder zum Berufsleben loszuwerden.

Dabei soll es möglichst „echt“ zugehen, wie Angelika Ries erläutert: „Die Aufteilung in die Gruppen haben wir übernommen, denn die Jugendlichen sollen durchaus erfahren, dass man sich im Job auch nicht aussuchen kann, wer mit welchen Kolleginnen und Kollegen bzw. Kundinnen und Kunden zusammenarbeitet. Zudem machen wir immer mal ein bisschen Zeitdruck, denn das ist im beruflichen Alltag nicht anders.“ Dem Team geht es darum, dass die Siebtklässlerinnen und Siebtklässlern möglichst viele praktische Erfahrungen sammeln. „Sie sollen selbst eine Idee bekommen, ob eine bestimmte Branche etwas für sie sein könnte oder nicht. Daher erklären wir auch an jeder Station, was sie in der entsprechenden Ausbildung lernen würden. All diese Eindrücke können sie bei der Wahl eines ersten Praktikumsplatzes in der 8. Klasse gut nutzen.“

 

So bauen die Schülerinnen und Schüler in der Werkstatt aus einer Spülbürste eine „Laufbürste“, die dank einer kleinen Unwucht funktioniert, wie Emily Nöckel, im zweiten Lehrjahr Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik, demonstriert. Darüber hinaus müssen sie eine Wand ausmessen, um die Anzahl benötigter Tapetenrollen für die Gestaltung zu berechnen.

 

Im Bereich Verwaltung/Verkauf sollen die Jugendlichen unter anderem bei einem Reklamationsgespräch lösungsorientiert und freundlich agieren und verschiedene Angebote für Büroausstattung (Prospektständer) einholen. Auch wird geübt, ein Verkaufsgespräch für Handys zu führen.

Wie wird ein Baby gewickelt? Wie ein Verband angelegt? Was muss beachtet werden beim  druckentlastenden Umlagern einer kranken Person? Was ist wichtig beim Vorbereiten von Medikamenten für eine ganze Woche? All diese Aufgaben konnten im Pflegebereich ausprobiert werden.

 

Ziel des Projektes ist es, dass die Jugendlichen individuelle Stärken erkennen, aber auch feststellen, was ihnen gar nicht liegt oder absolut keinen Spaß macht. Nebenbei erkennen sie auch, wofür bestimmte Schulfächer später tatsächlich nötig sind – zum Beispiel Mathematik in der Gastronomie oder im Handwerk. „Um einen Anrufbeantworter zu besprechen, müssen sie vorher einen Text formulieren“, so Ries, der noch weitere Eigenschaften wichtig sind: „Besondere Ruhe und Konzentration erfordert es, wenn man Medikamente gewissenhaft zusammenstellen muss.“

Mit diesem Berufe-Parcours wurde das neue Jugendhaus zum ersten Mal richtig genutzt. Für die kommenden vier Wochen ist jeweils von 15 bis 19 Uhr – unter Corona-Regeln, also mit Maske und Hinterlegen der Kontaktdaten – ein Probebetrieb geplant, und für die Zeit nach den Sommerferien wird der Bedarf mit den Jugendlichen abgestimmt.