"Black Swan" von Kenny Hunter

© Ottmar Schnee

Der schottische Künstler Kenny Hunter formt in seinen Skulpturen Alltagsgegenstände, Menschen oder Tiere für seine vielschichtigen Erzählungen nach. Er erschafft mit seinen Installationen und Figuren, die auf den ersten Blick Selbstverständliches und Banales zeigen, widersprüchliche und ironische Situationen.
Seine Figur „Black Swan“ wirkt an einem Gewässer als seinem natürlichen Lebensraum vielleicht auf den ersten Blick nicht besonders überraschend. Untypisch für diesen Vogel sind jedoch die riesige Größe, seine Körperhaltung und seine Körperproportionen. Auch seine Farbgebung ist erstaunlich, aber bewusst gewählt, denn Hunter spielt auf den Begriff „Black Swan“ an: Bis zur Entdeckung Australiens existierte in Europa die unerschütterliche Überzeugung, dass Schwäne immer weiß sind. Alle damals verfügbaren Beweise unterstützten diese Überzeugung. Im 16. Jahrhundert entstand die englische Redewendung „Black Swan“ für die Erklärung einer Unmöglichkeit. 1697 wurden jedoch in Australien tatsächlich schwarze Schwäne gesichtet und die Redensweise in der englischen Sprache wandelte sich zum Begriff für ein unwahrscheinliches, aber doch mögliches Ereignis. Im Jahr 2007 schrieb der Essayist, Forscher und ehemalige Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb sein Buch „The Black Swan“. Taleb benutzte die „Black Swan Theory“, um Ereignisse wie die Terroranschläge des 11. September 2001 zu beschreiben, die unerwartet und höchst unwahrscheinlich sind und auch von Experten nicht vorhergesehen wurden. Taleb ist überzeugt, dass Black Swan-Ereignisse viele historische Ereignisse, aber auch Mode- und Kunstbewegungen der Dynamik des „Black Swan“ folgen. Kenny Hunter spielt mit seiner Figur auf die englische Redewendung und die „Black Swan Theory“ an. Anstelle des vielverbreiteten Schwanenweißes erscheint sein Schwan im Schwarz des sehr seltenen Trauerschwans. „Black Swan“ am Weiher ist selbst ein unerwartetes Ereignis und ironischer Kommentar zur Redewendung und Theorie.

 

Der schottische Künstler Kenny Hunter wurde 1962 in Edinburgh geboren. Von 1983 bis 1987 absolvierte Kenny Hunter ein Bildhauerstudium an der der Glasgow School of Art und studierte anschließend klassische Bildhauerei an der British School in Athen. 2008 wurde Kenny Hunter die Ehrendoktorwürde der Aberdeen University verliehen. Von 2005 bis 2018 war Hunter Programmdirektor für Skulptur am Edinburgh College of Art. Dort ist er weiterhin als Dozent für Bildende Kunst und Skulptur tätig. Kenny Hunters Arbeiten sind sowohl Großbritannien wie auch im Ausland ausgestellt worden. Er hat mehrfach bedeutende Aufträge für Kunstwerke im öffentlichen Raum in Großbritannien erhalten. Seine Skulpturen finden sich in zahlreichen Sammlungen, u.a.: Tate Gallery of Modern Art, London; Scottish National Gallery of Modern Art; Edinburgh University; Jeremy Scott, Paris, Frankreich; Gallery of Modern Art, Glasgow. Kenny Hunter lebt und arbeitet in Edinburgh.