"Nachtgeflüster der Türme" von Reiner Seliger

Reiner Seliger hat den drei Skulpturen, die er im Sommer 2021 im Freizeitpark Oberwiesen vor Ort erstellte, den Titel "Nachtgeflüster der Türme" gegeben. Für seine Arbeiten nutzt er gebrauchte Materialien und setzt Recycling und Upcycling als künstlerisches Prinzip ein.

 

Während eines Kunstgespräches im Sommer 2020 zur Ausstellung "Bricks and Stones" an der auch Reiner Seliger beteiligt war, entstand die Idee, ein Kunstwerk eigens für Eschborn zu entwickeln. Dem Aufruf des Künstlers, Material beizusteuern, sind viele Bürgerinnen und Bürger nachgekommen. Die Steine stammen von alten Häusern, mitunter aus den 1920er Jahren, aus Eschborn und Niederhöchstadt. Mal fanden sich große Mengen ein, wie beim Abriss in der Unterortstraße, dem ehemaligen Bauhof und ASB, mal war es auch nur ein Grundstein. In einem intensiven künstlerischen Prozess erschuf der Künstler drei unterschiedlich hohe Türme, die hoch in den Himmel ragen und in einen stillen Dialog mit sich und der Umgebung treten.

 

Eine besondere Faszination geht von dem Material der Skulpturen aus. Ziegelsteine gelten als vermeintlich biederes Material in der Architektur. Der Baustoff scheint aus der Mode gekommen zu sein. Doch städtebauliche Entwicklungen bis in die heutige Zeit belegen, dass der Ziegelstein sich als beständig erwiesen hat. Er vereint viele gute Eigenschaften: er ist praktisch und flexibel, er mutet würdevoll und bescheiden zugleich an. Die Fassaden der Gebäude wirken schlicht, schnörkellos und elegant. Diese Einfachheit und Klarheit der Ästhetik setzt sich auf dem Eschborner Kunstwerk fort.

 

Beim Betrachten der Skulpturen fällt das Farbspiel der verschiedenen Steinsorten ins Auge. Besonders gut zur Geltung kommen die im Ringofen gebrannten Klinker mit den unterschiedlichen Farbnuancen in Orange. Welche Farbe sich beim Durchbrechen der Steine offenbart ist für den Künstler jedes Mal eine Überraschung. Außerdem besticht die bruchhafte Oberfläche und die Patina des Materials. Es ist vor allem das Unregelmäßige der Steine, das den Skulpturen eine enorme Lebendigkeit verleiht. Schon beim Auswählen ist der Künstler auf das Stück- und Bruchhafte des Materials bedacht: Je gebrauchter die Steine sind, desto besser eignen sie sich. Es ist das seit Urzeiten benutzte, das sich herauskristallisiert.

 

Mit der Einbindung von Ziegel und Backsteinen wird die Erinnerung an die Vergangenheit Eschborns und seine Tradition der Ziegelherstellung bewahrt.

"Nachtgeflüster der Türme"

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

Nachtgeflüster der Türme, Eschborn, Reiner Seliger. (Foto: Reiner Seliger)

    Reiner Seliger wurde 1943 in Löwenberg im Schlesien, das heute zu Polen gehört, geboren. Von 1964 bis 1969 studierte er Industrial Design an der Folkwang-Hochschule in Essen. Nach dem Studium lehrte er als Dozent am National Institute of Design in Ahmedabad in Indien, später auch in London, in Mailand, in Florenz und in Düsseldorf. Im öffentlichen Raum in ganz Deutschland begegnet man seinen Skulpturen und auch international besitzt Reiner Seliger ein großes Renommee. Seinen Lebensmittelpunkt hat Reiner Seliger in Freiburg und Castello di Montefioralle in Italien.