Bürgerversammlung klärt auf über Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser- und Starkregen-Schäden

Hochwasser, Starkregen und der Schutz des eigenen Hauses vor Schäden durch ebendiese Naturgewalten beschäftigen die Bevölkerung von Eschborn seit dem schweren Unwetter im August noch mehr als zuvor.

Aus diesem Grund beschäftigte sich die diesjährige Bürgerversammlung, die am Donnerstag, dem 19. Oktober 2023, im Bürgerzentrum Niederhöchstadt stattfand, mit ebenjenem Thema.
 

Die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Susanne Fritsch eröffnete den Abend, der mit zwei Fachpräsentationen begann. Anschließend beantworteten die Experten gemeinsam mit Bürgermeister Adnan Shaikh und dem Leiter des städtischen Fachbereichs für Planen und Bauen, Dieter Gick, Fragen der Anwesenden.


Maßnahmen für Hochwasserschutz im kommenden Haushalt bereits berücksichtigt

Ein Hochwasserschutzkonzept für Eschborn wurde von Dr. Arne Klawitter vom Planungsbüro aquadrat ingenieure aus Griesheim vorgestellt. Auf eine Analyse der Ist-Situation folgte die Erläuterung von möglichen Maßnahmen, die nun intensiv geprüft  und – so der Wille der Stadtverwaltung – möglichst schnell umgesetzt werden sollen. Ein Vorschlag wäre, am Oberlauf des Westerbachs ein Dammbauwerk zu errichten. Dies könnte, eventuell mit einer intelligenten Steuerung versehen, bei einem erhöhten Wasserstand den Durchfluss drosseln und die umliegenden Wiesen als Retentionsflächen „fluten“. Dies würde die bachabwärts liegenden Bereiche erheblich entlasten und somit auch schützen.


In der Sitzung wurden auch zwei weitere Ideen von Bürgern genannt, die mit der Bitte um Prüfung an das Ingenieurbüro gegeben werden.


Konkrete Planungen sind allerdings nur unter Einbezug der Unteren Naturschutz- und Wasserbehörde und weiterer Stellen möglich. Gelder dafür hat die Stadtverwaltung bereits im Haushalt für das Jahr 2024 berücksichtigt und insgesamt 200.000 € für Planungsleistungen eingestellt.


Starkregenschutz erfordert Zusammenarbeit von Stadt und Bürgerschaft

Die zweite Präsentation des Abends hielt Dipl.-Ing. Andreas Blank von der Ingenieurgemeinschaft RUIZ RODRIGUEZ + ZEISLER + BLANK aus Wiesbaden. Er erläuterte das Starkregen-Schutzkonzept. Viele Bürgerinnen und Bürger waren besonders für diesen Teil des Abends ins Bürgerzentrum gekommen. Herr Blank erläuterte den Begriff und die Ursache für Starkregenereignisse und legte dar, dass Niederschlagswasser versickert, verdunstet oder über den Kanal abfließt. Je höher der Anteil aus Versickerung und Verdunstung, desto höher sei der Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Schäden aus Starkregenereignissen. 


Eindeutig klar wurde: Aufgrund der klimatischen Veränderungen der letzten Jahre haben Starkregenereignisse wie jenes, das sich Mitte August 2023 in Eschborn und Umgebung ereignete, zugenommen. Auch zukünftig werden sie häufiger auftreten, was Eigentümerinnen und Eigentümer vor die Herausforderung stellt, ihr Haus, Hab und Gut vor Wasserschäden zu schützen.


Das öffentliche Kanalnetz, das nach technisch üblichen Standards dimensioniert ist, kann Regenmassen aufnehmen, wie sie etwa alle zwei bis drei Jahre vorkommen. Regenereignisse wie im vergangenen August, bei dem etwa 50 Liter Wasser pro Quadratmeter innerhalb von 15 bis 20 Minuten fielen, sind aber eher 50-jährliche Ereignisse. Derartige Wassermassen können nie vollständig vom Kanalsystem aufgenommen werden, das so dimensioniert sein muss, dass es außerhalb von Spitzenbelastungszeiten trotzdem ausreichend gespült wird.


Dementsprechend braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung von Stadtverwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern, um Strategien und Präventionsmaßnahmen in der Stadt für vergleichbare Extremwetterlagen zu entwickeln und umzusetzen.


Gemäß § 5 Abs. 4 der städtischen Entwässerungssatzung sind Grundstückseigentümerinnen und –eigentümer selbst dafür verantwortlich, sich gegen Rückstau aus dem Kanal zu sichern. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die individuell mit einem Sanitärunternehmen besprochen werden sollten.


Doch auch die öffentliche Hand trifft Vorkehrungen. Das städtische Kanalsystem wird in regelmäßigen Abständen überprüft und gereinigt. Eine erst 2021 erfolgte Überprüfung der hydraulischen Gegebenheiten ergab, dass das Kanalnetz intakt ist und den üblichen Anforderungen entspricht. Bereits in den vergangenen Jahren wurden bei Baumaßnahmen, zum Beispiel unter dem neuen Kunstrasenplatz auf der Heinrich-Graf-Sportanlage oder dem Radweg zwischen Niederhöchstadt und Steinbach Stauraumkanäle und Rigolen verbaut. Auch zukünftig werden vergleichbare Regenrückhaltesysteme fester Bestandteil von Planungen bei Baumaßnahmen sein. So entsteht unter der Liegewiese des Wiesenbads ein Regenrückhaltebecken und auch an der S-Bahn-Haltestelle Eschborn-Mitte soll eine entsprechende Anlage instandgesetzt werden.


Weitere kleinere, aber effektive Maßnahmen wurden im Konzept des Ingenieurbüros vorgeschlagen. Diese können und sollen im Rahmen der laufenden Unterhaltung zeitnah abgearbeitet werden.


„Wir haben bei den Bürgerinnen und Bürgern große Betroffenheit sowie teilweise Unsicherheit gespürt; dem haben wir in der diesjährigen Bürgerversammlung versucht, entgegenzukommen. Wir stehen an der Seite unserer Bürgerinnen und Bürger und freuen uns, dass so viele ihren Weg ins Bürgerzentrum gefunden haben und sich an der Versammlung beteiligt haben“, zog Bürgermeister Adnan Shaikh ein Fazit nach der Bürgerversammlung. „Das Kanalsystem in Niederhöchstadt wird einer erneuten Überprüfung unterzogen, besonders auch unter Berücksichtigung der Straßenzüge, die während der Bürgerversammlung genannt wurden. Zeitnah wollen wir eine Zisternensatzung mit einem Förderprogramm auf den Weg bringen, um gemeinsam alles zu unternehmen, das in unserer Macht steht, um gegen Starkregenereignisse besser gewappnet zu sein.“