Seit 10 Jahren „Fairtrade-Stadt“ – Feier für Ehrenamtliche mit spannendem Vortrag zu fair gehandeltem Kakao

„Das bürgerschaftliche Engagement für einen fairen Handel in Eschborn ist fast 45 Jahre alt“, betont Erste Stadträtin Bärbel Grade stolz, „denn Einrichtungen wie der Eine-Welt-Laden der Christ-König-Gemeinde, der Eine-Welt-Kreis der Gemeinde St. Nikolaus oder der Buchladen 7. Himmel haben eine lange Tradition.“


Eine Feier, die am Sonntag, dem 17. September 2023 im Bürgerzentrum Niederhöchstadt ausgerichtet wurde, würdigte nun alle Initiativen, die dazu beigetragen haben – darunter auch das Mehrgenerationenhaus, die „Fairtrade School“ Heinrich-von-Kleist-Schule und die Kita Schillerstraße, die 2018 zur ersten „Faire Kita Hessens“ wurde. Deren Leiterin Katja Schäfer freute sich gemeinsam mit vielen anderen Ehrenamtlichen, die sich für den fairen Handel einsetzen, dass auch noch ein weiteres Jubiläum gefeiert werden konnte.


Seit zehn Jahren trägt Eschborn das Siegel „Fairtrade-Stadt“, als 183. von mittlerweile 850 Städten in Deutschland. Dass Eschborn auch weiterhin die Kriterien erfüllt, wurde vom Fairtrade Deutschland e.V. gerade erst wieder bestätigt. Bärbel Grade eröffnete die Feier und wies in ihrem Rückblick auf all die Initiativen hin, die dazu beigetragen haben, dass dieses Siegel erneut erteilt wurde.


In ihren Grußworten machte die Kreisbeigeordnete Madlen Overdick die wertvolle Bildungsarbeit deutlich, die in der „Fairtrade-Stadt“ Eschborn und im „Fairtrade-Landkreis“ MTK geleistet wurde: „Gerade in den Fairtrade-Schulen oder Kitas wird altersgerecht vermittelt, welche Chancen der Faire Welthandel den Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern bringt. Nur wer weiß, unter welchen Bedingungen Menschen – sogar oftmals Kinder – in Kakao- oder Bananenplantagen arbeiten, wird eine verantwortungsvolle Kaufentscheidung treffen können und sich für fair gehandelte Produkte entscheiden.“


„Wir danken den FairTrade-Aktiven in Eschborn für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie zeigen, dass es möglich ist, lokal zu handeln und global Verantwortung zu übernehmen,“ betonte Gisela Stang, Vorstandsvorsitzende von Rhein.Main.Fair e.V., der sich für Fairen Handel und nachhaltige Entwicklung einsetzt.


Gemeinsam wurde die Geburtstagstorte angeschnitten.


Spannend wurde es dann beim Vortrag des Tropenagrarökologen und Kakaoexperten Dr. Arno Wielgoss, der sich für Klimagerechtigkeit einsetzt. Gemeinsam mit Dr. Frauke Fischer gründete er 2015 das Unternehmen PERÚ PURO, das direkt mit 50 Kleinbauernfamilien in Peru zusammenarbeitet, die Kakao und Kaffee anbauen. Sein leidenschaftliches Plädoyer galt den Themen Biodiversität und Erhalt der Bergregenwälder Perus, die erheblich zum Klimaschutz beitragen. So seien nur sieben Prozent der Landmasse Regenwälder, aber dort würden 90 Prozent der Tier- und Pflanzenarten leben. In den vergangenen 20 Jahren gingen jedoch 16 Prozent der weltweiten Waldfläche verloren.


In seiner Präsentation „Bittere Schokolade? Probleme mit Ökologie und Fairness in der Kakaowertschöpfungskette. Eine Schokoladenreise zum Ursprung des Kakaos“ stellte er nachvollziehbar dar, welche Chancen in der Umwandlung von Kakao-Monokulturen, die Gift für die Biodiversität sind, zu Agroforstsystemen stecken. Der Artenreichtum – neben Kakao und Kaffee auch Bananenpalmen und Fruchtbäume – generiert letztlich auf relativ kleiner Fläche und nachhaltig ein hohes und nachhaltiges Einkommen für die 50 Kleinbauernfamilien. Bei der „Bean-To-Bar“-Schokolade ginge es eben auch darum, dass der Schokoladen-Hersteller von der Bohne (Bean) bis zur Tafel (Bar) alles selbst verarbeitet. Zwar esse jeder Deutsche rund elf Kilogramm Schokolade pro Jahr – aber eben viele Billigprodukte von minderer Güte. Fair Trade-Produkte stünden inzwischen nicht nur für gerechte Bezahlung, sondern auch für hohe Qualität. Und das schmeckt man auch: Diese Qualität darf deutlich mehr kosten. Wielgoss‘ Appell daher: „Schokolade muss wieder Luxus werden.“


Im Anschluss an seinen Vortrag konnten dann PERÚ PURO Produkte probiert und gekauft werden, außerdem gab es Blechkuchen mit regionalen und saisonalen Früchten von Tottis Marmelädchen.