STÄDTEBAU

Der Neubau der Stadthalle und der Bücherei sowie der Erweiterungsneubau des Rathauses mit den entsprechenden Umstrukturierungen in den Bestandsgebäuden werden zu einem stimmigen und identitätsstiftenden neuen Ensemble zusammengeführt.

Die Bücherei am Westerbach, das zum Platz 3- bzw. 5-geschossige Rathaus sowie die Stadthalle stellen die räumliche Verknüpfung zur “Neuen Mitte” im Norden her und definieren die gestaffelte Platzfolge. Das 5-geschossige Rathaus wird zum Identitätsträger der neuen Ortsmitte von Eschborn und leitet zur Stadthalle. Durch den Rücksprung des Erweiterungsbaues, bleibt die Betonung in der visuellen Hierarchie auch weiterhin auf dem bestehenden, 3-geschossigen Bestandsbaukörper, sodass ein harmonisches Gefüge aus Alt und Neu entsteht, dass den Charakter des Ortes wahrt und gleichzeitig neue Freiraumpotentiale ausbildet.

Während auf der Platzseite die neuen Gebäude bzw. Ergänzungen prägend und platzbildend für das neue Zentrum werden, bleibt der Bestand im rückwärtigen Bereich in seiner Körnung unverändert.

Der Bereich zwischen neuer Stadthalle und Sitzungssaal wird als grüne Fuge ausgebildet.

Belebt wird der Platz durch eine transparente und zum Rathausplatz orientierte Bücherei, den offenen Eingangsbereich des Rathauses mit Bürgerbüro, den überdachten und einladenden Eingang der Stadthalle sowie durch das “Cafe am Platz” und verschiedene Geschäfte; die Platzfolge ermöglicht unterschiedlichste Varianten der “Bespielung”.

 

ENTWURF

Bücherei _ Den Auftakt zur “neuen Mitte” bildet die autark situierte Bücherei mit ihrer einladenden Fassade an der Ecke Unterort- / Kurt-Schumacher-Straße sowie der bis über die Straße weitergeführte Bachlauf. 

Die Erschließung der neuen Stadtbücherei kann sowohl vom Rathausplatz, als auch straßenseitig erfolgen. Die großzügig verglaste Erdgeschossfassade bildet den fließenden Übergang zwischen öffentlichen Stadtraum und Stadtbibliothek und leitet den Besucher in das durchgesteckte Foyer, dem die Empfangstheke und 10 Computerarbeitsplätze zugeordnet sind. Zudem wird der „Vorleseraum“ für Lesungen und Veranstaltungen auf Platzebene verortet, um Synergien mit dem öffentlichen Stadtraum zu forcieren.

In den beiden Obergeschossen wird der Regalbereich für die einzelnen Medien vorgesehen. Einzelne Nischen werden für Sitzgelegenheiten genutzt. Das Highlight der Bibliothek bildet die „Leseterrasse“ im 2. Obergeschoss, welche sich zum Platz hin öffnet und als zusätzliche Veranstaltungsfläche dient.

Der Empfang der Bücherei dient darüber hinaus auch als Anlaufstelle für die angrenzende Fahrzeugwaage.

 

Rathaus _ Der Erweiterungsbau für das Rathaus greift die bestehenden Strukturen auf und ergänzt diese zum neuen Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in Eschborn. Der neue Baukörper ist klar und einfach. Während er einerseits durch den Rücksprung das historische Rathaus in den Vordergrund stellt, betont er durch die Überhöhung den neuen Haupteingang.

Die offene Gestaltung des Erdgeschosses mit seiner großzügigen, raumhohen Verglasung bei den Eingängen und im Bereich des Bürgerbüros öffnet das Gebäude zum Platz hin und lässt den öffentlichen Stadtraum mit dem Foyer verschmelzen.

Das neue Foyer, als Dreh- und Angelpunkt zwischen Alt und Neu ist einladend und offen gestaltet, um den Besucher bestmöglichste Orientierung zu bieten. An das Foyer anschließend, ist das Bürgerbüro mit Empfang im neuen Baukörper situiert. Der Bereich des ehemaligen „Bürgerforums“ mit Wasserspiel schließt sich an das Foyer an und dient als Wartebereich für die im Erdgeschoss verorteten Abteilungen mit erhöhtem Publikumsverkehr, wie der Fachbereich 4 „Soziales“ und Fachbereich 6 „Sicherheit“.

Der bestehende Sitzungssaal wird ebenfalls über den neuen Haupteingang erschlossen. Die Öffnung zum neugestalteten Lichthof schafft neben natürlicher Belichtung auch eine direkte Blickbeziehung zum Sitzungssaal. Darüber hinaus bildetet der Lichthof eine grüne Oase innerhalb des Gebäudekonglomerates aus.

Eine repräsentative Treppe im Foyer leitet in die Obergeschosse. Analog zum Foyer öffnet sich vor der Treppe ein großzügiger Bereich mit Blickbezug zum Rathausplatz, an dem, zur leichteren Orientierung, jeweils ein Besprechungsraum, Sanitärräume und der Aufzug angeordnet sind. In den Obergeschossen werden alle folgenden Fachbereiche zusammenhängend und auf einer Ebene organisiert. An den Eck– und Fügepunkten der einzelnen Gebäudeteile werden in jedem Geschoss unterschiedlich qualifizierte „Meeting-Points“ vorgesehen. Als Teeküche, Wartebereich oder Kopierbereich ausgestaltet, sind dies informelle Treffpunkte für Mitarbeiter und laden zu büroübergreifender Kommunikation ein.

Im 1. Obergeschoss liegen der Fachbereich 1 „Finanzen“ und Fachbereich 3 „Bürgerdienste“, die ebenfalls eine hohe Besucherfrequenz aufweisen. Der „kleine Trausaal“ ist gegenüber der bestehenden Galerie zum Wasserspiel und mit Blick zum Innenhof angeordnet.

Das 2. Obergeschoss beherbergt die Fachbereiche 2 „Zentrale Dienste“ und 5 „Planen und Bauen“

Das 3. und 4. Obergeschoss wird nur noch durch den Erweiterungsbau des Rathauses gebildet und beherbergt Stadtrat, Stabsstellen und die Räumlichkeiten des Bürgermeisters.

Im 3. Obergeschoss ist zudem ein großer Pausenraum für die Mitarbeiter angeordnet, der zu einer internen Terrasse führt.

Das Dachgeschoss ist für den Bürgermeister reserviert. Am großzügigen Treppenvorraum sind ein großer Besprechungssaal, Sanitärräume sowie das Vorzimmer situiert. Im abgeschirmten Bereich finden sich die Büros für den Bürgermeister, das Magistratszimmer sowie die Stabsstellen für Presse und Wirtschaftsförderung. Ein „Stadtbalkon“, der direkt an das Bürgermeisterbüro angeschlossen ist, öffnet sich zum Rathausplatz und ermöglicht einen weiten Blick über den Rathausplatz und darüber hinaus.

Auf der Ebene -1 werden im Halbgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Sitzungssaal die Räumlichkeiten der Fraktionen geplant. Diese Fraktionsbereiche können unabhängig von den Rathausöffnungszeiten über die Tiefgarage oder den Nebeneingang im Osten erschlossen werden. Weiter befinden sich im Untergeschoss die Technik, Hausdruckerei sowie Archiv- und Lagerräume.

 

Stadthalle _ Die neue Stadthalle bildet als weiterer Solitär den Abschluss der „neuen Mitte“. Besucher erreichen die Stadthalle über einen kleineren baumbestanden Vorplatz. Eine großzügige Auskragung markiert dabei den Eingangsbereich und leitet in den repräsentativen 2-geschossigen Foyerbereich, der fließend in den Großen Saal übergeht. Der Große Saal wird von Osten natürlich belichtet und präsentiert sich zur Straße „Am Stadtpfad“ mit einer großflächigen Verglasung, welche spannungsvolle Ein- und Ausblicke ermöglicht. Er verfügt über einen hydraulischen Hubboden und kann nach vorne hin abgesenkt werden, um eine aufsteigende Theaterbestuhlung zu ermöglichen. Darüber hinaus sind Bühne und Vorbühne ebenfalls als Hubboden ausgeführt um verschiedenste Veranstaltungsszenarien zu ermöglichen und eine vielfältige Nutzung abzubilden. Der kleine Saal mit autarkem Chorraum kann individuell über mobile Trennwände zugeschaltet werden und erweitert den Großen Saal um weitere 200m².

Das Foyer bildet das Herzstück der neuen Stadthalle und beherbergt die Cateringküche sowie einen freien Tresen. Einläufige Treppen erweitern das Foyer zur Galerieebene im 1.OG, über die die Ränge des Großen Saals erschlossen werden oder führen ins Untergeschoss, welches Garderobe und Sanitäranlagen für die Besucher beherbergt und weiter in die Tiefgarage führt.

Im Hinterbühnenbereich sind erdgeschossig die Anlieferung, Lagerflächen und die Schnellumkleideräume verortet. Im Obergeschoss befinden sich Umkleide und Sanitärräume für die Schauspieler und Sänger, Lagerflächen sowie Büroräumlichkeiten. Das Untergeschoss beherbergt in diesem Bereich Lager und Technikräume.

Tiefgarage _ Die oberirdisch solitären Bausteine Rathaus, Stadthalle und Stadtbücherei werden im UG durch die Tiefgarage miteinander verbunden und erhalten jeweils eine direkte Anbindung.

Die bestehende Tiefgarage wird um 86 Stellplätze erweitert. Dabei wird die bestehende Ausfahrt zur Unterortstraße aufgelöst und nach Osten in den Baukörper der Stadthalle integriert. Der große Abstand zwischen Ein- und Ausfahrt zur Straße „Am Stadtpfad“ ermöglicht einen reibungslosen Verkehrsablauf. Diese Verlagerung forciert darüber hinaus eine bessere Zugänglichkeit des Rathausplatzen von Nordwesten und stärkt und der Bezug zur anderen Straßenseite. Die neuen Ausgänge aus der Tiefgarage werden in die 3 Baukörper integriert.

 

AUSSENANLAGEN

Der Rathausplatz als belebtes Zentrum der Stadt Eschborn wird durch die Setzung der neuen Baukörper neu gefasst und geht im Osten in einen neuen Vorplatz für die neue Stadthalle über. Baumkarrees unterstützen die neue Zonierung. Die bestehende Brunnenskulptur verbleibt als identitätsstiftendes Element auch weiterhin an ihrem Platz erhalten. Die Erweiterung des Westerbachs nach Norden stärkt dessen Bezug zum Platz. Konsumfreie Aufenthaltsmöglichkeiten vervollständigen die neue Platzgestaltung und wertet die Ortsmitte von Eschborn weiter auf. Die Fortführung des Platzbelages über den verkehrsberuhigten Teil der Kurt-Schumacher-Straße hinaus, bindet die nördliche gelegene “Neue Mitte” an den Rathausplatz an.

 

KONSTRUKTION

Die Gebäude werden in Massivbau ausgeführt. Eine robuste und kostengünstige Stahlbetonkonstruktion bildet das Grundgerüst. Massive Stahlbetonwände mit hoher Wärmespeicherkapazität ergänzen die massive Konstruktion. Die Nachhaltigkeit ist durch die Robustheit und Langlebigkeit der Konstruktion gewährleistet. Das Stützenraster von 1,35m im Erweiterungsbau Rathaus gewährleistet räumliche Flexibilität sowie eine effiziente und wirtschaftliche Tragkonstruktion aus unterzugslosen Flachdecken. Es forciert eine effiziente und wirtschaftliche Einteilung und vielfältige Unterteilungsmöglichkeiten. So können vom individuellen Einzelbüro bis zur offenen und kommunikativen Bürolandschaft alle Bürokonzepte abgebildet werden.

 

MATERIALITÄT

Die neuen Baukörper sind in der Formsprache klar und einfach ausgeführt. Die starke Präsenz des Gebäudeensembles entspricht seiner öffentlichen Funktion. Die Nutzung von rotem Klinker, Dünnformat im wilden Verband, nimmt Bezug auf das historische Rathaus und betont die Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebäude. So bleibt die stadthistorische Bedeutsamkeit des Materials am Ort gewährleistet, jedoch in einer modern ästhetischen Formsprache adaptiert. Erforderliche Öffnungen werden präzise in die Körper eingeschnitten. Öffentliche, erdgeschossige Bereiche erhalten großzügige und einladende Verglasungen. Im Inneren bestimmen helle und warme Materialien das freundliche Erscheinungsbild der jeweiligen Gebäude.

 

ENERGIEKONZEPT

Das Energiekonzept forciert einen nachhaltigen, ressourcenschonenden Ansatz, der eine wirtschaftliche und funktionale Lösung anstrebt, die den Primärenergiebedarf des Gebäudes reduziert und regenerative Energien nutzt. Der Erweiterungsbau sowie die neuen Baukörper der Stadthalle und der Stadtbibliothek sollen als CO2-neutrales, Plusenergie-Gebäude konzipiert werden und damit ein richtungsweisendes Zeichen für nachhaltiges Bauen zu setzen. Dies beinhaltet nicht nur den Energieverbrauch von CO2 sondern auch den CO2-Bedarf bei der Herstellung des Gebäudes. Erreicht wird dies durch das integrale Zusammenspiel von Maßnahmen sowohl auf Gebäude- wie auch auf Technikseite.

Gebäude _ Die Gebäude zeichnen sich durch seine kompakte Bauweise bei gleichzeitig hoher Tageslichtnutzung aus. Die großen Fenster mit 3-fach Verglasung gewährleisten einen hohen Tageslichteintrag und komplettieren die hochgedämmte Fassadenkonstruktion. Solare Einträge, viel Tageslicht und warme Oberflächen erhöhen die Aufenthaltsqualität und reduzieren dabei gleichzeitig den Energiebedarf. Im Bürobereich wurde auf abgehängte Decken verzichtet. Die Speichermassen in Form der offenen Decken liefern einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Raumklimas. Durch die Offenlegung der Bauteile können Raumtemperaturspitzen, aufgrund der Speicherfähigkeit des Betons, gepuffert werden.

Lüftung _ Der Erweiterungsbau des Rathauses wird zunächst natürlich belüftet ausgeführt. Öffenbare Fensterflügel hinter einem absturzsicherenden Metallpanel ermögichen eine individuelle Steuerung der Be- und Entlüftung der Büroräume. Die zusätzliche Nutzung zur Nachtauskühlung der Speichermassen bietet im Sommer eine natürliche Senkung der Innenraumtemperatur. Die Gebäudestruktur bietet zudem die Möglichkeit einer Lüftungsanlagennachrüstung: Steigleitungen im Bereich des Fluchttreppenhauses sowie eine abgehängte Decke im Flur als Verteilerebene in den Geschossen werden als Installationsbereiche vorgehalten. Die Lufteinbringung und Absaugung erfolgt dann individuell in der Schrankzone der einzelnen Büros.

Durch die Einstufung der Stadthalle als Versammlungsstätte wird eine mechanische Be- und Entlüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung (90%) vorgesehen. Die Lufteinbringung erfolgt über Quellluft (reduziert die einzubringende Luftmenge).

Ergänzend dazu sorgen regensichere Oberlichtelemente sowie Oberlichtklappen in der Fassade für eine optimierte natürliche Belüftung durch Querlüftung.

Verschattung _ Zur Sicherstellung von geringen Betriebskosten und zur Gewährleistung eins ökologischen Konzeptes wurde auf eine Vollverglasung verzichtet. Die geschlossenen Fassadenelemente minimieren den Heiz-Kühlbedarf ohne dass die Tageslichtnutzung beeinträchtigt wird. Im Bürobereich wird zur Reduzierung des Kunstlichtbedarfs ein Lichtlenksystem, in Kombination mit einem außenliegenden Sonnenschutz und einem innenliegenden Blendschutz, vorgesehen

Heizung/Kühlung _ Zur Erreichung der CO2-Neutralität erfolgt die Wärmeversorgung über eine elektrisch betriebene Wärmepumpe mittels einer Erdsondenanlage. Dabei wird in den Wintermonaten Wärme aus dem Erdreich entzogen und in den Sommermonaten Wärme aus dem Gebäude ins Erdreich eingespeist. Durch die saisonale Wärmeverschiebung wird das Gebäude mit minimalen Energieaufwand beheizt und gekühlt. Das Erdreich dient dabei als Wärmespeicher. Zur Beheizung / Kühlung wird eine oberflächennahe Bauteilaktivierung vorgesehen. Aufgrund des flächigen Systems werden mit geringen Systemtemperaturen (niedrigerer Energiebedarf) eine hohe Behaglichkeit erzielt. Durch die gleichzeitige Nutzung der eingelegten Rohrleitungen zum Heizen und Kühlen sowie die Nutzung der Betonoberfläche zur Wärmeübertragung wird mit geringem Materialaufwand eine maximale Nutzung erreicht (Ressourcensparend)

Solardach _ Die gesamten Flachdächer im Bestand und Neubau werden komplett mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, um das öffentlichen Gebäude als Plus-Energiegebäude zu qualifizieren. Durch optimale Platzierung können Erträge von ca. 150 kWh/m²a erwirtschaftet werden. Damit ist die CO2-neutrale Energieversorgung sichergestellt, die Überschussenergie wird in das öffentliche Netzt eingespeist.

Retentionsdach _ Die Dachflächen der Neubauten werden darüber hinaus als Retentionsdach ausgeführt, um die Flächenversiegelung zu kompensieren. Dieser Dachaufbau hält das Regenwasser temporär zurück und lässt es verzögert abfließen. Durch dieses aktive Regenwasser-Management können erhöhte Regenmengen zurückgehalten und erst nach und nach in das kommunale Entwässerungssystem eingeleitet werden, um diese bei Starkregenereignissen zu entlasten. Zudem wird das Regenwasser vom Dach in eine Zisterne geführt und zur Toilettenspülung sowie zur Gartenwassernutzung herangeführt.

Dieses Gründach fungiert als ökologisch wertvolles Dachbiotop mit besten Voraussetzungen für eine arten- und blütenreiche Pflanzengesellschaft. Darüber hinaus schützt es als natürliche Klimaanlage des Gebäudes, das im Sommer vor Hitze und im Winter vor Kälte.

Die Arbeit zeichnet sich durch eine besonders maßstäbliche Gliederung der Baumassen im Kontext des Stadtzentrums mit dessen unterschiedlichen Bauvolumen aus. Die Baukörper formen einen klar definierten und wohl proportionierten Stadtraum, der zwei Zonen aufweist mit dem Rathausplatz im Norden und dem Vorplatz zur Stadthalle im Süden. Die Gestaltung der Freiräume mit den Baumgruppen wirkt jedoch etwas beliebig.

Die Platzbegrenzung im Westen erfolgt durch die Bibliothek, die als eigenständiges Gebäude am Westrand über dem Westerbach positioniert ist. Dieser Ansatz unterstreicht selbstbewusst die Bedeutung der Bibliotheksnutzung für die Stadtgesellschaft und verortet sie an dem bislang undefinierten Stadtraum im Bereich der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße / Unterortstraße. Die Eigenständigkeit der Bibliothek ermöglicht auch vom Rathaus- und Stadthallenbetrieb unabhängige, kleinere Veranstaltungsformate, die auch am Abend zu einer Belebung des Marktplatzes führen können. Die Leseterrasse im 2. OG wird als Element an dem prominenten Standort besonders gewürdigt.

Die Verwaltungsnutzungen werden einerseits in den erhaltenen Gebäudeteilen des Rathauses und andererseits in einem prägnanten fünfgeschossigen Neubau untergebracht. Durch dessen Zurückweichen vor dem historischen Bestandsbau wird dessen Bedeutung unterstrichen und gleichzeitig der Eingangsbereich zum Rathaus klar definiert. Konsequenterweise sehen die Verfasser dort ein großes Foyer mit einer raumhohen Verglasung vor. Das Foyer wird in sehr anschaulicher Weise als zentraler Dreh- und Angelpunkt des Gebäudes inszeniert. Der direkte Bezug zum Bürgerbüro ist optimal gelöst, die Höhenunterschiede werden in selbstverständlicher Weise in die Gestaltung integriert. Auch ist die Blickbeziehung zum Ratssaal über den Lichthof direkt gewährleistet. Der EG-Grundriss ist funktional hervorragend gegliedert und sorgt für die entsprechende Orientierung. Auch können die Obergeschosse des Rathauses überzeugen: über eine großzügige Treppe gelangt man direkt vom Eingang in die Foyerzone des 1.OG mit dem Trauzimmer, welches durch die Orientierung zum Lichthof geschickt positioniert ist. Besonders hervorzuheben ist die Qualität des 3. OG mit dem Mitarbeiterpausenraum samt angeschlossener Terrasse sowie des 4. OG, welches die Anforderungen an die Räumlichkeiten für Magistrat und Bürgermeister in angemessener Weise zum Ausdruck bringt.

Die Stadthalle wird als eigenständiger Baukörper im Osten geplant, der sich nach Norden hin vom Verwaltungsbau herausschiebt und somit den Platz eindeutig fasst. Das Foyer ist großzügig und direkt vom Platz aus zugänglich, was im Sinne der Orientierbarkeit optimal ist. Der Baukörper der Stadthalle wird geschickterweise durch das Technikuntergeschoss in seiner Höhenentwicklung reduziert und fügt sich gut in die Nachbarschaft ein. Der große Saal ist gut dimensioniert und weist mit dem kleinen Saal an der Nordseite zusätzlich attraktive, flexible Nutzungsmöglichkeiten auf. Der räumliche Bezug zum Stadtweg wird begrüßt. Die Nebenräume versprechen eine hohe Funktionalität im Betrieb. Der Zugang aus der Tiefagarage über die Garderobe zum Foyer ist ausgesprochen komfortabel. Die neukonzipierte Ausfahrt der TG im Zusammenhang mit der Andienung ermöglicht im Bereich des Bibliotheksbaukörpers gestalterische Freiheiten und wird als gute Lösung betrachtet.

Die zurückhaltend wirkende Gestaltung der Fassaden, die sich durch die typischen roten Klinkern im freien Verband auszeichnet, wird als sympathisch und angemessen bewertet. Jedoch wäre im Bereich des Neubaus ein prägnantere Ausdruck der Funktion Rathaus wünschenswert. Auch kann die Neugestaltung der Bestandsfassade nicht überzeugen und wird kontrovers diskutiert. Die Arbeit ist durch die kompakten Baukörper und den Umgang mit dem Gebäudebestand wirtschaftlich herstellbar.

Positiv hervorzuheben sind die Vorschläge zum Energiekonzept, das sich, gestützt auf komplett mit Photovoltaik nutzbare Dachflächen in Verbindung mit Wärmepumpen und Erdsonden zum Heizen und Kühlen, als fortschrittlich im Sinne der Vermeidung fossiler Energien erweist. Mit begrünten Dachflächen für die Regenwasserabflussverzögerung und die Sammlung von Regenwasser in Zisternen wird das dringliche Thema Klimaanpassung aufgegriffen. Mit der Bewahrung und Nutzbarmachung von Teilen des Altbaus wird nachhaltig der Aufwand an Material und „grauer Energie“ reduziert.

Die Arbeit zeigt trotz relativ geringer Eingriffe in den Gebäudebestand eine großzügige, überzeugend gestaltete und äußert funktionale Lösung für die komplexen Anforderungen der Aufgabe. Die Gliederung der Funktionen analog zu den Baukörpern ermöglicht eine optimale Orientierung für die Bürger*innen und schafft einen neuen, hochattraktiven Stadtraum im Zentrum Eschborns mit einer großen Zukunftsfähigkeit für die geforderten Nutzungen Bibliothek, Stadthalle und Rathaus.