© Elmar Schmid

Die Skulptur „Soraya“ des Künstlers Karlheinz Oswald setzt seit 2018 einen künstlerischen Akzent auf dem Eschenplatz.
Die Abbildung des Menschen ist das zentrale Thema im künstlerischen Schaffen des Bildhauers und Malers Karlheinz Oswald. Seine unterlebensgroße Figur „Soraya“ gehört zu einer Gruppe sitzender Frauenfiguren. Für diese entwirft der Künstler Stelen und Sockel in geometrisch klaren Formen. „Soraya“ ist auf einer solchen Stele platziert. Diese ist in ihrer geringen Tiefe weniger ein Sitz als eine Präsentationsform, die dazu dient die Einmaligkeit der Plastik hervorzuheben. Ihr Körper wird von einem Tuch und einem Umhang bedeckt und in einigen Partien, wie den Füßen, auch umschlungen. Die eng an den Körper gelegten Arme sind von den Stoffen völlig verhüllt. In ihrer eleganten Haltung die Beine ausgestreckt und die Füße überkreuzt, wiederholt die schmale Figur in ihrer Form die Stele mit ihrer vertikalen Ausrichtung. Auf den ersten Blick erscheint die Frauenfigur völlig bewegungslos. Doch Karlheinz Oswald hat einen flüchtigen Moment der Bewegung erfasst, denn „Soraya“ dreht ihren Kopf leicht gesenkt zur Seite. In dieser Haltung und mit ihren halbgeschlossenen Augen wirkt die anmutige, junge Frau zurückgezogen und entrückt. Die markanten Gesichtszüge der Frau, die für die Plastik Modell saß, sind deutlich herausgearbeitet. Anscheinend soll nichts von dem Gesicht und der Kopfhaltung ablenken: Ihr Haar ist verhüllt durch ein eng geschlungenes Tuch, sodass der Kopf in den Fokus der Betrachtung rückt wird. Aus Perlen zusammengefügte Rispen trägt die Figur als auffälligen Ohrschmuck sowie eine angedeutete Kette. So geschmückt und von den Stoffen umhüllt, vermittelt „Soraya“ trotz ihres Porträtcharakters und ihrer modernen Präsenz gleichzeitig Zeitlosigkeit und Überindividualität.

 

    Der Bildhauer und Maler Karlheinz Oswald wurde 1958 in Worms geboren. Von 1981 bis 1990 studierte er Freie Bildende Kunst an der Universität Mainz und schloss sein Bildhauerstudium mit dem Diplom ab. Bereits 1984 entstanden die ersten Bronzegüsse und Oswald wurde in diesen Jahren mit zahlreichen Preisen und Förderstipendien ausgezeichnet. 1985 wurde ihm der von der Kahnweiler-Stiftung, Rockenhausen, vergebene Daniel-Henry-Kahnweiler-Preis zugesprochen. 1986 erhielt er ein Förderstipendium der Johannes Gutenberg-Universität und das Gutenberg-Stipendium der Stadt Mainz. 1988 wurde Karlheinz Oswald Mainzer Stadtdrucker und es entstanden die ersten Tänzerbilder und-plastiken. Im Jahr 1991 erhielt er eine Reisestipendium zum Tanztheater Alvin Ailey, New York, dort entstanden Tänzerstudien. Neben einer Fülle von Porträtaufträgen hat er zahlreiche Aufträge für öffentliche und kirchliche Räume – wie die Christusfigur und Bonifatiusfigur im Mainzer Dom – erhalten. Im Jahr 2007 zog Karlheinz Oswald in die Schweiz, dort lebt und arbeitet er in Zürich und Locarno.