"Travel a Head" von Florian Borkenhagen

© Ottmar Schnee

„Travel a Head“ von Florian Borkenhagen zeigt einen monumentalen, stilisierten Kopf, dessen untere Kopfpartie aus Holz gearbeitet ist. Die obere Hälfte bilden Edelstahlbügel, die an die Längengrade eines Globus erinnern. Der Titel „Travel a Head“ umschreibt das mit der Skulptur verbundene Projekt: Von September 1999 bis Januar 2000 schickte Borkenhagen den Kopf auf eine Weltreise. Auf Containerschiffen und Tiefladern reiste er von Hamburg über Rotterdam nach New York. Ab Oktober 1999 setzte er seine Reise durch den Panamakanal nach Australien, Djakarta, Singapur bis nach Port Said fort. Mit dem Zug wurde der Kopf durch die Wüste nach Kairo transportiert und reiste dann in den Hamburger Hafen zurück. Borkenhagens Idee für den beweglichen Skulpturenkopf stammt aus Ägypten: Für den Bau des dortigen Assuanstaudamms waren einst altägyptische Tempel und ihre monumentalen Steinskulpturen abgebaut worden, um an anderer Stelle wieder errichtet zu werden. Florian Borkenhagen faszinierte das Bild von der großformatigen, unbeweglichen Steinskulptur einer ägyptischen Gottheit und wie sie auf einem Tieflader an einem neuen Aufstellungsort transportiert wurde. Die für einen bestimmten Ort geschaffene Skulptur war beweglich geworden und wurde nun auf ihrer Fahrt neuen Bildern ausgesetzt. Mit „Travel a Head“ übertrug Borkenhagen dieses Bild der mobilen Skulptur und den neuen, begegneten Bildern in unsere Gegenwart. „Travel a Head“ mit dem oben durchlässigen Schädel hat die Bilder der Reise in sich aufgenommen und im Inneren des Kopfes gespeichert, um sie an einen neuen Ort zu transportieren. Die Skulptur „Travel a Head“ steht auch für das Reisen im Kopf, in der Welt der Gedanken. Dort ist Reisen unabhängig von Zeit, Grenzen und Distanzen möglich.

 

Bildergalerie

Florian Borkenhagen wurde 1959 in Frankfurt am Main geboren. Von 1980 bis 1986 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und arbeitete im letzten Jahr bei Gebhardt Filmproduktion in der Abteilung Filmausstattung und Bühnenbild. In Rom war Florian Borkenhagen in den Bereichen Filmausstattung, Bühnenbild und Möbeldesign tätig und ab 1988 hatte er ein Atelier in Paris für Möbel und Objekte, das er 1989 nach Hamburg umzog. Von 1990 bis 1995 arbeitete Borkenhagen in dem von ihm gegründeten Laboratorio Como, einer Werkstatt für Industriearchäologie und interdisziplinäre Recherche, Möbel und Räume. Von 1996 bis 1998 besaß er eine Werkstatt in München und gab zwischenzeitlich Workshops in Dakar, Abidjan und Kairo. Seit 2005 lehrt Florian Borkenhagen als Professor für Entwurfsmethodik und Produktentwicklung an der Hamburger Akademie für Mode und Design und arbeitet als Künstler und Designer in Hamburg. Er stellt in seinen interdisziplinär angelegten Projekten gesellschaftliche Wahrnehmungen, Realitäten und Normen in Frage. Florian Borkenhagen stellte unter anderem auf der documenta 8 und im Vitra Design Museum, Weil am Rhein, aus.