"Das Versprechen" von Stephan Guber

© Wolf-Dietrich von Schlieffen

„Das Versprechen“ von Stephan Guber ist im Jahr 2010 innerhalb von acht Wochen unmittelbar vor Ort entstanden. Der Bildhauer arbeitete mit der Kettensäge an allen Holzskulpturen gleichzeitig, um nicht zu konstruieren, sondern prozesshaft die Figuren und ihre Beziehungen im Raum untereinander zu entwickeln. Bewusst hat Guber auf die Gestaltung von Details verzichtet und vieles im Vagen belassen. Die überlebensgroßen Figuren erhalten durch zahlreiche gekerbte, vertikale Schnitte ein Gewand, das in vielschichtigem Faltenwurf den Körper umhüllt und blockhaft erscheinen lässt. Die Kopfbedeckungen erinnern an historische Bekleidung, Mythen oder fremde Kulturen. Diese Elemente und auch die nur angedeuteten Gesichtszüge verleihen jeder einzelnen Figur ihren eigenen Charakter. In ihrem zurückgenommenen und teilweise kontemplativen Ausdruck entwickeln die sieben menschlichen Figuren eine stille und rätselhafte Präsenz. Ihre Blickrichtungen lassen sich nicht immer genau bestimmen. Teilweise scheinen sie ihren Blick außerhalb des Kreises in die Ferne zu richten, gleichzeitig nehmen sie im Kreiszentrum das Ei-Objekt wahr. Nicht durch ihre Gestik und Mimik, sondern durch ihre Körperhaltungen, Kopfdrehungen und Positionen im Raum kommunizieren die Figuren miteinander. In dieses Kommunikationsfeld können die Betrachter*innen eintreten.
Der Titel „Das Versprechen“ verweist auf eine Ankündigung in der Vergangenheit. Die Figurengruppe, die an eine Zusammenkunft von Würdenträgern erinnert, verkörpert die Gegenwart. Die Zukunft wird in der Entwicklung des Ei-Objekts angedeutet, dass die Erfüllung des Versprechens verheißt. Dabei zeigt keine der Figuren ein neugieriges, ungeduldiges Warten. Vielmehr ist ihre Erwartung von Vorsicht und Zurückhaltung und vielleicht auch von Ratlosigkeit bestimmt. Es scheint sich im Raum ein Gedankenaustausch über das Wesen und Möglichkeiten, die sich in dem übergroßen Ei verbergen, zu entwickeln.

Bildergalerie

Stephan Guber wurde 1965 in Bad Nauheim geboren. Von 1987 bis 1989 studierte er an der Fachhochschule Wiesbaden. In unterschiedlichen Medien, Grafik, Malerei, Bildhauerei und Installationen setzt er sich mit dem Thema Mensch auseinander. Stephan Guber ist vertreten mit Arbeiten in vielen Privatsammlungen sowie im öffentlichen Raum und in Skulpturenparks, u.a. Wiesbaden, Bad Vilbel, Eschborn, Kassel, Davos (Schweiz), Kemijärvi (Finnland), Daylesford (Australien). 2007 wurde Stephan Guber dem Nassauer Kulturpreis Malerei ausgezeichnet und 2010 erhielt er den 1. Preis des Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf sowie den Nassauer Kulturpreis Kunst im Freien Raum. Stephan Guber hielt sich für Arbeitsaufenthalte 2012 in Australien und 2013 in Finnland auf. Seine Arbeiten werden in Einzel- und Gruppenausstellungen in In- und Ausland präsentiert. Seit 2017 befindet sich eine seiner Skulpturengruppen in der Hessischen Landesvertretung in Berlin. Stephan Guber lebt und arbeitet in Nidda.