"Sylter Frau" von Christel Lechner und Laura Lechner

Seit 1996 arbeitet die Künstlerin Christel Lechner fast ausschließlich an Skulpturen, die sie „Alltagsmenschen“ nennt. Diese Einzelfiguren, Gruppen und Installationen gestaltet sie die mit ihrem Team und seit 2004 außerdem gemeinsam mit ihrer Tochter Laura Lechner. Die „Alltagsmenschen“ werden aus Beton mit der Kelle und dem Spachtel in Schichten aufgebaut. Einzelne Details werden schließlich mit den Händen herausgearbeitet. Nachdem die Figuren ihre endgültige Form erhalten haben, werden sie mit Kreide und Acrylfarbe bemalt. Die lebensgroßen Figuren werden von den beiden Künstlerinnen im öffentlichen Raum gezeigt. Dies kann ein Ort im Stadtzentrum, in einem Park oder sogar an einem Strand sein. Im Skulpturenpark Niederhöchstadt werden die Spaziergängerinnen und Spaziergänger bei der ersten Begegnung in größerer Entfernung zunächst verblüfft stutzen, denn die Figuren erscheinen wie reale Personen. Den Anspruch auf Normalität wird durch die Positionierungen der Alltagsmenschen im Raum betont. So steht direkt vor dem Bürgerzentrum eine Figur, sie trägt den Titel „Sylter Frau“. Sie wirkt nahbar, sie kann umrundet werden und in Ruhe betrachtet werden. Direkt von der Nordseeküste scheint sie nach Eschborn angereist zu sein. Sie trägt ein klassisches, sommerliches Kleid und bequeme Sandalen, die farblich auf ihren silberfarbenen Schmuck abgestimmt sind. Man könnte meinen, dass die „Sylter Frau“ an ihrem Standort gut gelaunt auf den Beginn des sommerlichen Veranstaltungsreigens am Eschborner Bürgerhaus wartet. Doch wie die „Sylter Frau“ mit verschränkten Armen und fest auf dem Boden steht, kann man sie sich ebenso als Sommerurlauberin vorstellen: Während ihr Rocksaum vom Wind bewegt wird, scheint sie auf das Meer hinaus zu schauen. Ob Urlaub an der See oder sommerliches Veranstaltungsprogramm, die „Sylter Frau“ wartet wie ihre Betrachterinnen und Betrachter in Vorfreude darauf.

Christel Lechners (*1947) künstlerischer Werdegang begann 1978 an der Keramikschule Landshut und der Werkkunstschule Münster. 1982 erlangte sie den Meistertitel als Keramikerin. Tochter Laura Lechner (*1973) schloss 2001 ihre Ausbildung zur Baukeramikerin ab. Ihr Kunststudium führte sie an die Hochschule für Bildende Kunst in Saarbrücken und an die Kunstakademie Düsseldorf, das sie als Meisterschülerin von Peter Doig abschloss.